Löhrbach/Birkenau. Der Christdemokratischen Union fühlt sich Stefan Roewer schon lange verbunden. „Seit ich wählen darf, habe ich immer CDU gewählt“, sagt der langjährige Ortsvorsteher von Löhrbach, den die Gemeindevertretung am 20. April zu ihrem Vorsitzenden und damit zum höchsten Repräsentanten von Birkenau gewählt hat. Für den bekennenden Katholiken, dem die christlichen Werte besonders wichtig sind, habe es allein von daher schon eine Nähe zur CDU gegeben. „Ich konnte mich aber auch mit den Programmen immer zu 100 Prozent identifizieren.“

Angesprochen vom damaligen Löhrbacher Ortsvorsteher Manfred Seitz fand Roewer 2001 den Weg in die Kommunalpolitik. Gleich bei der ersten Wahl erzielte er ein herausragendes Ergebnis und zog in den Ortsbeirat ein. 2008 folgte er Manfred Seitz im Amt des Ortsvorstehers. Auch in der Gemeindevertretung übernahm der 60-Jährige schnell Verantwortung für die CDU und damit für Birkenau. In den Jahren 2011 bis 2016 übte er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion aus, danach stand er bis 2021 an deren Spitze. Die Wahl zum Vorsitzenden der Gemeindevertretung krönte die kommunalpolitische Laufbahn des Christdemokraten. Dass es dabei in der Gemeindevertretung nur eine Gegenstimme gab, spricht für den hohen Respekt und die Beliebtheit, die er auch im Lager des politischen Gegners genießt.

Seit 2006 ist Stefan Roewer Mitglied in der Union. Auch hier wurde er zur festen Größe, auch hier scheute Roewer die Verantwortung nicht. Jahrelang stand er an der Spitze der Partei, zeitweise gleichzeitig mit seiner Tätigkeit als Fraktionschef.

Geboren wurde Stefan Roewer in Worms-Abenheim, aufgewachsen ist er in Rheindürkheim. Seine Jugendzeit verbrachte er im rheinland-pfälzischen Eich. Dort, bei der Firma Basalt AG, erlernte er zunächst den Beruf des Straßenbauers. Gern erinnert er sich an die folgende Zeit bei der Bundesmarine (1981/1982) zurück. Seine Grundausbildung absolvierte er bei der Seemannslehrgruppe in Borkum, ehe er nach Wilhelmshaven kam und fortan auf einem Zerstörer der Ständigen Einsatzflotte der NATO (STEF) seinen Dienst tat. „Es waren wunderbare zwei Jahre“, denkt Roewer zurück. „Wir waren überall, außer in den USA.“

Nachdem er zwischenzeitlich einige Jahre gejobbt hatte, schlug er beruflich eine neue Richtung ein und begann bei der Hans Grimmig GmbH & Co. KG in Heidelberg als Betonbauer – genau die richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. An der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe erwarb er den Titel eines Betonprüfers. 34 Jahre lang arbeitete er danach im gleichen Unternehmen, bei der Heidelberger Beton GmbH in Mannheim.

Auch privat fand Stefan Roewer sein Glück. Durch mehrere Freundschaften hatte er in der Zwischenzeit Löhrbach kennengelernt – ohne auch nur zu ahnen, dass es die Liebe sein würde, die ihn dort einmal heimisch werden ließ. Es war im November 1988, als eine Freundin ihn bat, sie und eine weitere junge Dame nach einer Mexikoreise am Frankfurter Flughafen abzuholen. „Damals habe ich Christel zum ersten Mal gesehen.“

Es funkt auf beiden Seiten

Ganz offensichtlich hatte es auf beiden Seiten gefunkt. Nach den ersten Verabredungen mit seiner Christel verbrachten die beiden jungen Leute im April 1989 ihren ersten Urlaub, im September trat das Paar vor den Traualtar. Töchterchen Vanessa, die 1990 das Licht der Welt erblickte, machte das junge Glück perfekt. Apropos Vanessa: Beruflich tritt die junge Frau als Betonprüferin in die Fußstapfen ihres Vaters, gemeinsam haben die beiden auch noch eine ausgeprägte Leidenschaft für die Formel 1.

Dass sich bei Stefan Roewer vieles um seine „beiden Frauen“ dreht, kann sich jeder denken, der ihn kennt und weiß, was für ein warmherziger Mensch er ist. So war es für ihn auch selbstverständlich, vor der Entscheidung über die Kandidatur zum Vorsitzenden der Gemeindevertretung seine Frau zurate zu ziehen. Erst als sie ihm ihre Unterstützung versichert hatte, trat er an.

Wie gut er sich nach einem knappen halben Jahr in seine neue Rolle bereits eingelebt hat, ist bei jeder Sitzung der Gemeindevertretung zu beobachten. Auch, dass er Spaß dabei hat: „Mit einer neu formierten Gemeindevertretung und neuem Schwung aus dem Rathaus haben wir jetzt die große Chance, all das, was im Argen liegt, zu korrigieren.“ Die Liste dessen, was Roewer damit meint, ist lang.

Unter anderem nennt er die Zukunft des Freibads. „Das müssen wir in jedem Fall erhalten. Wir müssen jetzt auf dem schnellsten Weg handeln, um die Technik auf den neuesten Stand zu bringen.“ Wichtig sei in diesem Zusammenhang, Mittel aus dem SWIM-Programm des Landes zu beantragen. Für den Erhalt und die Modernisierung der hessischen Hallen- und Freibäder hat die Landesregierung 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Anträge müssen bis zum 30. Oktober 2022 eingereicht werden, 2023 soll das Geld dann ausgezahlt werden.

Mit der temporären Lösung im Bereich der Kinderbetreuung könne begonnen werden, sobald der Haushalt genehmigt sei. „Wir brauchen diese Lösung, um Zeit zu haben, den Neubau umzusetzen.“ Ob ein großer oder zwei kleinere Kindergärten gebaut werden, werde sich erst herauskristallisieren, wenn über die Zukunft des Kindergartens Arche Noah in Nieder-Liebersbach entschieden worden sei. Davon abgesehen, müsse auch die Finanzierbarkeit im Auge behalten werden.

Überall in der Gemeinde sei der ruhende Verkehr ein großes Problem. „Ich bin von allen Ortsvorstehern angesprochen worden“, sagt Roewer. Vor allem das Zuparken von Gehwegen und die damit verbundenen Gefahren für Kinder und ältere Menschen seien ihm ein Dorn im Auge. „Hier müsste das Ordnungsamt viel strenger kontrollieren.“ Nicht viel besser sei die Situation beim fließenden Verkehr: „Fast auf allen Durchgangsstraßen wird zu schnell gefahren.“

„Wollen das Beste für Birkenau“

Um all diese Probleme in den Griff zu bekommen, setzt Roewer auf die Gemeindevertretung. „Wir haben doch alle ein gemeinsames Anliegen: für Birkenau das Beste zu erreichen.“ Hilfreich sei dabei auch, dass die Fraktionen untereinander und die Fraktionsvorsitzenden mit ihm selbst weiter so konstruktiv wie bisher zusammenarbeiteten.

Wer Stefan Roewer, der seit 1996 in Löhrbach wohnt, fragt, ob er sich noch als Wormser oder mittlerweile doch eher als Löhrbacher fühlt, braucht auf eine Antwort nicht lange zu warten. „Ich bin ein Löhrbacher und werde immer ein Löhrbacher bleiben. Ich habe lange gesucht, bis ich gefunden habe, was ich immer wollte. Ich wollte hier nicht mehr weg!“

Natürlich hat seine Christel als Löhrbacherin daran den Hauptanteil. Aber Roewer hat noch andere Gründe: „Löhrbach ist das Aushängeschild von Birkenau“, sagt der 60-Jährige, der das an einigen Aspekten festmacht. Da sind zum einen die Vereine – Feuerwehr, die SKG und die Freunde des Karnevals –, auf die er stolz ist und bei denen er in den Mitgliedsbüchern geführt wird. Was ihn noch an Löhrbach fasziniert, ist der unglaubliche Zusammenhalt unter den Einwohnern. „Wenn irgendjemand Hilfe braucht, sind die anderen sofort für ihn da.“

Gartenarbeit als Ausgleich

Als Ausgleich für seine vielfältigen kommunalpolitischen Verpflichtungen widmet sich Roewer gern der Gartenarbeit, bei der er auch „den Kopf frei hat, um nachzudenken“. Seine große Leidenschaft ist allerdings der Formel-1-Sport. Der „Ferrarista“, wie er sich selbst bezeichnet, hat von 1996 an bis zur Schließung kein Rennen auf dem Hockenheimring verpasst. Teilweise plane er auch seinen Urlaub nach dem Terminplan der Rennfahrer.

Tochter Vanessa hat die Begeisterung für die Formel 1 von ihrem Vater geerbt. Manchmal mögen es die Roewers aber auch ein bisschen beschaulicher. „Wir gehen gern aus und lieben gutes Essen.“ Auch im Urlaub, den sie gern am Tegernsee verbringen, setzen seine Frau und er eher auf Erholung statt auf Trubel. * MB *

Quelle: WNOZ
Artikel vom 06.11.2021

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