Nieder-Liebersbach. Manchmal kommt eins zum anderen. Kaum wurde im Frühjahr völlig überraschend das Jugendhaus in Nieder-Liebersbach geschlossen, schon machte die nächste schlechte Nachricht für eine weitere Einrichtung der katholischen Kirche die Runde: Für die Kita Arche Noah – ebenfalls in Nieder-Liebersbach – wurde ein „desolater Zustand“ des Gebäudesund des Außengeländes diagnostiziert.
Schon damals reifte in Volker Buser, Vorsitzender der Gemeindevertretung und Ortsvorsteher von Nieder-Liebersbach, die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen und die Kinder der Arche Noah künftig im Jugendhaus unterzubringen. Für dessen Schließung hatte die Diözese Mainz in erster Linie brandschutztechnische Mängel geltend gemacht, und die, so der Plan Busers, könnten eventuell kostengünstig behoben werden. Immerhin verfügt das Gebäude, in dem in früheren Zeiten schon mal der Kindergartenuntergebracht worden war, nach wie vor über eine hervorragende Bausubstanz. Dazu kommt eine moderne, komplett ausgestattete Küche, in der nicht nur die Mahlzeiten für die Kindergartenkinder, sondern auch für die Grundschüler zubereitet werden könnten.
Ein weiteres Argument für einen Umzug ins Jugendhaus war das Platzangebot. Dort hätten bestehenden nicht nur die zwei Gruppender Arche Noah eine neue Heimatfinden können, sondern sicher noch eine dritte Gruppe, vielleicht sogar eine vierte. Zur Finanzierung des Umzugs von Kita ins Jugendhaushätten Mittel in Höhe von 250.000 Euro dienen können, die der Bund für die Schaffung jeder neuen Kita-Gruppe zur Verfügung stellt.
Es traf sich, dass die katholische Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt am 12. Mai ihr 200-jähriges Bestehen feierte. Buser packte die Gelegenheit beim Schopf und schickte einen Brief an das Bistum Mainz, dem Träger von Kindergarten und Jugendhaus. Darin bat er Bischof Dr. Peter Kohlgraf, sich bei seinem Jubiläumsbesuch in Birkenau eine halbe Stunde Zeit zu nehmen, um sich selbst ein Bild von den beiden Einrichtungen zu machen. Der hohe Geistliche sagte zu und hielt sein Versprechen. Nach der Ortsbesichtigung, an der unter anderem auch noch Bürgermeister Helmut Morr und Pfarrer Hans-Georg Geilersdörfer teilnahmen, zeigte sich Kohlgraf von Gebäude und den Umzugsplänen an-getan. „Wir alle hatten ein gutes Gefühl“, erinnert sich Buser. Nachdem auch eine Mitarbeiterin des Kreises, der Buser das Jugendhaus ebenfalls gezeigt hatte, grünes Licht signalisierte, schien die Angelegenheit in die richtigen Bahnen zu geraten. Mit Schreiben der Diözese vom 23. September folgte dann aber die kalte Dusche. Die Machbarkeitsstudie aus Mainz war zu einem nieder-schmetternden Ergebnis gelangt: Das Jugendhaus eigne sich auf keinen Fall für die Unterbringung von Kindergartenkindern. Als Hauptgrund waren technische Mängel angegeben worden, die sich vor allem auf die Holzdecken in dem Gebäudebezogen.
Weil diese nicht mehr zugelassen sind, hätte das Haus komplett entkernt werden müssen. Da das Herrichten der bisherigen Kita rund 800.000 Euro gekostet hätte, sprach das Bistum die Empfehlung aus, einen neuen Kindergarten zu bauen, für den es dann die Trägerschaft übernehmen wolle.
Leichter gesagt, als getan, denn nun musste zunächst einmal das passende Gelände gesucht werden. Ortsvorsteher Buser hatte erneut eine spontane Idee: Das Gelände des ehemaligen Deutschen Hauses liegt noch immer weitgehend brach, und so wandte er sich an Dr. Edgar Dietrich, einen alteingesessenen Nieder-Liebersbacher, dessen Tochter, Stephanie Neff, die Eigentümerin des Geländes ist. Er fragte Dietrich geradeheraus, ob er sich vorstellen könne, auf den Geländeeine Kita zu errichten – und der habe sich nicht abgeneigt gezeigt, sagt Buser im Gespräch mit unserer Zeitung und strahlt. Sofort sei Bürgermeister Helmut Morr informiert worden, in einer eiligst einberufenen Sitzung des Ältestenrates habe Stephanie Neff die Zusage ihres Vaters bestätigt und eine Präsentation für einen neuen, viergruppigen Kindergarten vorgelegt – passend zur Tatsache, dass in Birkenau insgesamt vier Gruppen fehlen. Insoweit würde durch den Bau auch die Ge-samtgemeinde entlastet.
Gefordert sei jetzt zunächst eine Absichtserklärung der Gemeinde-vertretung. Auf dieser Basis soll dann in zwei Sitzungen mit den Verantwortlichen von Kreis und Gemeinde die Entwurfsplanung besprochen werden. Solle das alles mit Erfolg bewältigt werden, habe die Gemeinde laut Buser die Möglichkeit, die neue Kita anzumieten oder zu kaufen.
Aber zunächst müssten noch viele Detailfragen geklärt werden, unter anderem, ob in einer solchen Konstellation, in der Stephanie Neff praktisch als Generalunternehmerin auftritt, Zuschüsse des Landesmöglich seien. Die Diözese in Mainz wird indessen überlegen müssen, wie sie mit dem Jugendhaus und der alten Kita weiter verfährt. MB

Quelle. WNOZ
Artikel vom 28.11.2019

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